Auch in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenbug, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, dem Saarland und Schleswig-Holstein kämpfen Eltern und Bürgerbündnisse gegen das Turbo-Abitur.
In Hessen haben die G8-Gegner erreicht, dass die schwarz-gelbe Landesregierung den Gymnasien ermöglicht, zum Abitur nach neun Jahren zurückzukehren. Von den 107 hessischen Gymnasien haben ab dem Schuljahr 2014/15 über 75 Gymnasien wieder den neunjährigen Weg zum Abitur angeboten. Schulen, die bis dahin noch nicht gewechselt sind, haben das in den folgenden Schuljahren getan.
In Niedersachsen ist seit dem Schuljahr 2015/16 flächendeckend G9 die Regel an allen Gymnasien - nicht nur für neu angemeldete Schüler, sondern auch für die Klassen 6, 7 und 8.
In Bayern dürfen unter dem Namen "Mittelstufe PLUS" 47 Gymnasien seit dem Schuljahr 2015/16 das Abitur nach 13 Jahren als Möglichkeit anbieten. Über zwei Drittel der Eltern haben sich für den 9-jährigen Gymnasialzweig entschieden.
In Baden-Württemberg dürfen 44 Gymnasien wieder ein Abitur nach neuen Jahren anbieten. Damit gibt es in jedem Landkreis wieder ein Gymnasium mit G9 - die Eltern wollen weitere Gymnasien mit G9. An den Gymnasien mit Wahlmöglichkeit wählen im Schnitt 94 Prozent der Eltern G9, sechs Prozent wählen G8.
Über die hessischen Initiativen sendete der Deutschlandfunk: Zurück zum alten Abitur
Niedersachsen hat das Abitur nach 13 Jahren wieder eingeführt. Im Februar 2014 hatte die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) dies angekündigt.
Seit dem Schuljahr 2015/2016 werden die Klassen 5, 6, 7 und 8 vollständig nach dem 9-jährigen Curriculum unterrichtet. Der erste Schuljahrgang wird damit im Schuljahr 2020/21 sein Abitur nach 13 Jahren ablegen können. Leistungsstärkeren Schülern wird bei entsprechenden Leistungen aber auch die Möglichkeit eingeräumt, abweichend von der neuen gymnasialen Regelzeit nach 12 statt 13 Jahren das Abitur zu machen.
Niedersachsen ist damit das erste Bundesland, das alle Schulen vollständig auf das Abitur nach 13 Jahren umgestellt hat.
Am 28. Februar 2014 wurde bekannt gegeben, dass in Hessen nach den Sommerferien 2014 auch Kinder der Klassen 5 bis 7 zu G9 zurückkehren können. Damit wird die Forderung der hessischen Initiative G9-Wahl.de endlich umgesetzt. Vor einem Jahr hatte sie über 30 000 Unterschriften im Landtag eingereicht.
Der Gesetzentwurf der CDU-Grüne-Landesregierung birgt jedoch für die betroffenen Kinder noch einige Hürden: Die betroffenen Eltern sollen erst nach den Gremien der Schulen befragt werden. Durch das Gesetz wird ist es jetzt im Prinzip zwar möglich, dass Schulen nach dem Elternwillen auch den laufenden Klassen einen Wechsel zu G9 ermöglichen, aber es wird den Schulen leicht gemacht, sich durch das Verstecken hinter „den Gremien" aus der Pflicht zur Umsetzung zu stehlen. Dennoch setzen die Eltern jetzt darauf, dass sich nun auch die Schulen dem neuen frischen Wind nicht weiter verschliessen, deren Leitungen sich bisher noch schwer damit taten, dem Willen der Eltern entgegen zu kommen. Auch sie sollten den Schüler/innen, deren Eltern einen Wechsel zu G9 wünschen, dies auch ermöglichen.
Drei der sieben Wiesbadener Gymnasien werden im Schuljahr 2014/15 zu G9 zurückkehren.
Mit einer Verzögerung von einem Jahr reagieren damit auch einige der Wiesbadener Gymnasien auf die Möglichkeit, die ihnen der Hessische Landtag im Dezember 2012 mit der Änderung des Schulgesetzes eröffnete. So zählt Wiesbaden mit Darmstadt und Kassel im laufenden Schuljahr zu den wenigen hessischen Kommunen, in denen der von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) eingeleitete Kurswechsel auf die Angebote noch keinen Einfluss hatte. Allerdings beschlossen die Stadtverordneten, die Eltern der Grundschulkinder schriftlich zu befragen.
Von den 2211 verteilten Fragebögen wurden etwa 80 Prozent ausgefüllt zurückgegeben. In 1202 Fällen äußerten die Eltern den Wunsch, ihr Kind auf ein Gymnasium zu schicken. Von ihnen wünschten sich gut 65 Prozent eine neunjährige Schulzeit. Nur knapp neun Prozent sprachen sich für G8 aus. Die übrigen Erziehenden legten sich nicht fest.
Die gesamte SPD-Landtagsfraktion in Hessen unterstützt die Volksinitiative „pro G9“. Der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Schmitt gab dazu folgende Erklärung ab: „Die Einführung von G8 an den Mittelstufen der Gymnasien war ein schwerer Fehler; er hat zu Überforderung bei den Schülern und Verdruss bei den Eltern gesorgt. Wahlfreiheit wurde versprochen, tatsächlich wird der Schüler- und Elternwille massiv übergangen.”
Bürstädter Zeitung vom 29.08.2013
Dieser Analyse ist auch für Nordrhein-Westfalen nichts hinzuzufügen.
Die Zahl derer, die die Einführung des Turbo-Abiturs, also die Verkürzung der Gymnasialschulzeit von G9 auf G8, mittlerweile für einen schweren Fehler hält, scheint zu wachsen. Vor allem die Eltern, die täglich erleben müssen, wie viel Zeit ihre Kinder in der Schule verbringen, wie intensiv sie auch danach noch lernen müssen, um auf dem Weg zum Abi mitzuhalten, und wie wenig Freizeit ihnen für Sport, Kunst oder Musik bleibt, erheben vermehrt und lauter als vorher ihre Stimme.
Die Schulelternräte der sechs Lüneburger Gymnasien fordern eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren.
Mit Beginn des neuen Schuljahres geht die zweite Tranche der G9-Versuchschulen an den Start. Der PhV-BW bedauert außerordentlich, dass die SPD im Koalitionsstreit mit den Grünen nachgegeben hat und somit bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahre 2016 keine weiteren G9-Gymnasien zugelassen werden sollen. Die flächendeckende, für alle Gymnasiasten verbindliche Einführung von G8 wird vom Gymnasiallehrerverband wie auch von vielen Eltern, Lehrern und Schülern als Fehler angesehen.
Vor zehn Jahren waren sie ein Motor bei der Einführung des verkürzten Abiturs in Niedersachsen, jetzt gehören sie zu den schärfsten Kritikern: Für die Unternehmer ist die Abschlussprüfung nach zwölf Jahren, die Schüler erstmals im Doppeljahrgang 2011 abgelegt haben, kein Erfolgsmodell.
„G 8 hat unsere Erwartungen bei Weitem nicht erfüllt“, sagt Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer vom Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. „Die Jugendlichen werden mit Lernstoff vollgepfropft, sodass für ehrenamtliches Engagement keine Zeit mehr ist. Kreativität und Selbstständigkeit bleiben auf der Strecke.“
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert die Landesregierung von Schleswig-Holstein auf, das neunjährige Gymnasium wieder einzuführen. In zahlreichen Studien hat sich gezeigt, dass das sogenannte G8 Kinder und Jugendliche krank macht. Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht dadurch die Rechte der Kinder verletzt. Familien sind belastet und langfristig geht diese Fehlentwicklung zu Lasten unserer Sozialsysteme und der Wirtschaft.
„Die verkürzte Gymnasialzeit betrifft in seinen Auswirkungen nicht nur Eltern und Schüler, sondern jeden in der Gesellschaft. G8 wird aktuellen und zukünftigen gesundheits-, bildungspolitisch und sozioökonomischen Herausforderungen nicht gerecht“, erklärt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Pressemitteilung des Deutschen Kinderhilfswerkes e. V. vom 22.08.2013